Am Eröffnungsabend findet eine spannende Sinfonie-Performance in Zusammenarbeit mit Franz Jochum/Kunstuniversität Graz statt.
Ausstellung: 23. Mai bis 18. Juni 2016
Mit Bergmanns Film „Gritos y Susurros“ hat diese Ausstellung nur indirekt zu tun. Das filmische Memento Mori setzt die poetisch-ästhetische Vision des Filmemachers sehr dicht und intensiv um und führt in Bereiche zwischen Traum und banaler Wirklichkeit. Die innere Seelenlandschaft wird dabei fast surrealistisch nach außen gekehrt.
Der aus Cuba stammende und in Havanna lebende Künstler Victor Piverno und der in München arbeitende Maler Anton Petz setzen in ihrer Zusammenarbeit Qualitäten des Multidisziplinären um. Aus automatischen Zeichnungen, die im Sinne einer „écriture automatique“ spontan entstehen, entwickelt Piverno seine einfachen, gebogenen Röhrenskulpturen. Wie plötzlich auftauchend liegen bzw. winden sich diese schlauchartigen Gebilde im Raum. Sie wirken unfertig, einer Funktion verpflichtet, gleichzeitig aber auch abstrakt, rätselhaft und schwer zuordenbar. Sie sind weniger Erweiterungen der stark farbigen Gemälde von Anton Petz als vielmehr Bestandteil einer räumlichen Konzeption, die das Publikum in ein ambientales Ganzes einbindet. Die Bilder von Anton petz, die auf Menschenmengen bzw. sich im öffentlichen Raum versammelnde Gruppen fokussiert sind, erhalten in den informellen Skulpturen ein absolut verstörendes Gegenüber.
Zu aller Überraschung sind die dreidimensional umgesetzten Linien im Raum auch akustisch nutzbar. Sie sind letztlich auch die Schreie, die der Künstler in die Welt setzt und dadurch das visuelle Flüstern der Kunst zu brechen versucht. Als Musikinstrumente bieten sie in dieser Ausstellung gleichsam die Soundebene zu den plötzlich düster glühend anmutenden Szenarien in den Gemälden von Anton Petz. Für Victor Piverno ist Kunst Engagement bzw. Verstörung. Unterschiedliche Traditionen wie die des Sozialistischen Realismus oder auch der Surrealismus lassen hier ein dichtes Ambiente aus Bildern, Gegenständen und Tönen entstehen, das sich für den Augenblick dieser Ausstellung zu einer unzertrennlichen Ganzheit zusammenschließt. Die intensive Farbwirkung der Bilder und die tönenden abstrakten Objekte geben der materiellen Oberfläche, dem Wechsel von Zweidimensionalität zu Dreidimensionalität zusätzlich eine psychische Dimension, die an innere Zustände appelliert.
Petz und Piverno haben ihre Arbeiten für diese Ausstellung derart in Beziehung gesetzt, dass sie sich zu einer völlig neuen inhaltlichen Dimension zusammenschliessen.
Günther Holler-Schuster