17. Juni – 20. Juli 2013
Früh hat der Mensch schon begonnen, die ihn umgebende Natur zu zähmen. Mit dem Einschlagen des ersten Holzpflockes in die Erde und mit dem Aufeinandertürmen der ersten Steine entstand die gestaltete Natur – der Lebensraum des Menschen. Von der Funktion bestimmt war diese Zurichtung der Wildnis zunächst, bis die Welt mehr und mehr zu einer artifiziellen Bühne des menschlichen Agierens wurde. Seitdem sind wir Rollenspieler geworden, die unterschiedlichen Imaginationen von Natur und Umwelt bereit sind zu folgen. Die Welt ist nicht nur zum Bild geworden, sondern auch zur Performancebühne bzw. zum hochtechnologisch dominierten und komplexen Lebens- und Handlungsraum. Selbst das sehnsuchtsvoll gesuchte Unberührte ist gleichsam gestaltetes Unberührtes, das einer grundsätzlichen Vorstellung von Ursprünglichkeit folgt – vermittelte Ursprünglichkeit.
Alois Mosbacher, der sich als Maler diesen grundsätzlichen Prozessen annähert und sie in seiner Kunst umsetzt, zeigt die Spur des Lebewesens, das dieser im Environment. Nahezu unbemerkt ergeben sich dabei Räume, die der Wirklichkeit entnommen sind und im Bild vom Interventionismus des Menschen in Bezug auf die Natur berichten. Mosbachers Kunst war nie ausschließlich den formalen Problemen der Malerei verpflichtet. Genauso wenig hat er mit seiner Arbeit eine missionarische Aufgabe als Künstler übernommen, um die Fehlentwicklungen des menschlichen Handelns anzuprangern.
Es ist die formale Qualität des schaffenden Menschen (Homo Faber), die Mosbacher in seiner Malerei anspricht. In den einfachen Hütten und Verschlägen, die sich meist im Wald befinden, trifft sich der Mensch mit dem Animal laborans (dem arbeitenden Tier) – arbeiten und gestalten zur Existenzsicherung. Alois Mosbacher sucht diese Spuren praktischer Intelligenz in der Natur auf, um sie zugleich als skulpturale Elemente, wie auch als Zeugnis aktiven Handelns ins Bild zu setzen. Bienenstöcke und Holzstapel, Geäst und Baumstämme sind daher auch die bestimmenden Bildelemente, die sich nicht ausschließlich auf die Bildfläche beschränken lassen, sondern durch ihre Präsentationsform den installativen Charakter der Malerei von Alois Mosbacher unterstreichen.
Die Galerie Reinisch Contemporary zeigt in dieser Ausstellung neueste Arbeiten von Alois Mosbacher, der zweifellos eine der spannendsten Positionen innerhalb der aktuellen Malereientwicklung in Österreich darstellt. Der Künstler entwickelt in seinen jüngsten Arbeiten sein Vokabular weiter, verdichtet es und nimmt sogar zitathaft Bezüge zu Formulierungen seiner eigenen künstlerischen Entwicklung wieder auf. In seiner vom Grafischen dominierten Malerei kommen dabei Motive und Themen aus der Vergangenheit gleichsam als evolutionäre Weiterentwicklungen erneut vor.
Günther Holler-Schuster