20. Juli – 11. August 2012
Sich in den heißen Monaten mit kühlen Farben zu umgeben ist nicht nur in Mitteleuropa üblich, um der Hitze entgegen zu wirken. Dabei spielt die Farbpsychologie eine wichtige Rolle. Blau beispielsweise wird mit Luft und Wasser, der Weite des Sommerhimmels und den unergründbaren Tiefen des Meeres in Verbindung gebracht. Es steht für Kühle und Ferne, schafft Raum und Perspektive – was in Europa schon die Maler der Renaissance zu nutzen wussten und was die Postimpressionisten zu beeindruckender Farbigkeit des Lichts animierte. Grün ist die Farbe der Mitte und der Ausgeglichenheit, der Natur. In Wüstengebieten wird sie assoziiert mit Fruchtbarkeit, Wohlstand und Leben – eine heilige Farbe – da Grün keine Selbstverständlichkeit in der sonnenverbrannten Landschaft ist. Weiß ist die Summe aller Farben, steht für Licht und Reinheit und hat, vor allem auch gemeinsam mit Grün und Blau, eine erfrischende und beruhigende Funktion. Türkis, die Mischung dieser Farben, gilt als Sinnbild von Meeres- und Gletschereis und wird in der Psychologie als kälteste Farbe wahrgenommen. Wie die europäischen Künstler, so wussten auch die Nomaden des Orients die Farbwirkungen intuitiv einzusetzen, um so mit eigenen Textilien für die heißen Sommermonate ihren Zelten „Abkühlung zu verschaffen“. Das Lebenscolorit entwickelte sich also in vielen Fällen in Bezug auf Farbqualität und Formensprache immer entsprechend den regionalen Vorgaben und klimatischen Bedingungen, was in allen Zeiten und Regionen das Kunstschaffen wesentlich prägte.
Manuela Schlossinger & Gerlinde Schiestl