24. September – 13. Oktober 2012
Erwin Bohatsch hat sich sicher aus dem Begriffszusammenhang „Neue Malerei“, der in den 1980er Jahren für eine neue Hinwendung zur Sinnlichkeit innerhalb der Malerei und der Kunst allgemein in Österreich geprägt wurde am schnellsten entfernt. Seine Kollegen sind dem mehr oder weniger bis heute verpflichtet geblieben. Die anfängliche Erzählfreude und gegenständliche Darstellungsweise von Resten archaischer und scheinbar entlegener Mythologien hat Bohatsch bald abgelegt und ist in eine analytische Auseinandersetzung mit der abstrakten Malerei eingetreten, die ihn zu einem der radikalsten Vertreter innerhalb dieses Mediums hierzulande werden ließ.
Erwin Bohatschs neueste Arbeiten sind von einem Ringen um das Allernotwendigste innerhalb der Malerei gekennzeichnet. Die Reduktion, sowohl des Materials als auch der farblichen Vielfalt, kennzeichnen seinen Weg entlang einer Linie, die handwerkliches Anstreichen von künstlerischem Ausdruck trennt. Die minimal, meist auf nichtgrundierte Leinwand aufgebrachte Farbsubstanz (meist schwarz) erweckt den Eindruck des Nebenproduktes bzw. des Primären. Erst der kulturelle Kontext der Malerei lässt das Gesehene zum spannungsreichen Versuch werden, die Malerei soweit zurückzunehmen, dass sie zur eigenen Erinnerung wird. Die Reste von Malerei auf der Leinwand, die wie das Resultat vom Arbeiten mit Schablonen anmuten, zeugen von der Prozesshaftigkeit des Mediums, aber auch von den Bemühungen des Künstlers, dieses vom Pathos zu befreien, das es letztlich immer wieder zum eigenen Ende hinführt.
Erwin Bohatsch geht in seinen neuesten Arbeiten radikaler vor als je zuvor. Der Zusammenhang zwischen visuellen Resten und einer kulturellen Prägung, die diese in den formalen Kanon aufnimmt, ist hier besonders spürbar. Er scheint dem Publikum mitteilen zu wollen, dass es letztlich auch an ihm liegt, was als Malerei noch wahrgenommen werden kann. Dadurch, dass aber jeder formale Schritt auf der Leinwand eine exakte Überlegung und Reflexion des Künstlers als Ausgangspunkt hat, ist Bohatschs Vorgehen konzeptuell und in hohem Maße sinnlich erfassbar zugleich. Der kulinarische Aspekt der Malerei wird hier weder angestrebt noch um jeden Preis vermieden. Er kann aber vom Betrachter, je nach eigener visueller Prägung, vom sachlich-handwerklichen zum sensibel- ästhetische transformiert werden.
Günther Holler-Schuster