HELDINNEN – Anton Petz
Eine Ausstellung in Kooperation mit der Styriarte.
Eröffnung am 21. Juni um 19.00 Uhr
Begrüßung: Mathis Huber & Helmut Reinisch
Einführung: Manuela Schlossinger
Der Künstler ist anwesend.
Ausstellungsdauer bis 11. Juli 2023
Anton Petz beschäftigte sich in den letzten 15 Jahren konsequent mit der malerischen Rezeption der Vielfalt von Medienbildern. Die oftmals ungemütlichen Themen der Migration, Katastrophen, Globalisierung, Terrorismus, aber auch Sujets wie Ausstellungseröffnungen, politische Hallen der heutigen Zeit oder unterschiedliche Börsen waren Ziel seines Interesses. Darstellungen, die wir auf Grund der Allgegenwärtigkeit in der Informationsgesellschaft oftmals bereits automatisch ausblenden, wurden vom Künstler als bildwürdig erachtet und durch die Bearbeitung als Malerei wieder in die Ebene der Beachtung gehoben. Petz legte den Filter seiner eigenen malerischen Sprache über diese Themen und zeigte durch die Auseinandersetzung mit dem Material und der Reflexion der medial kommunizierten Bilder einen zeitgemäßen und relevanten Zugang zur Malerei. Die Flüchtigkeit der allgegenwärtigen Abbildungen in Medien auf der einen Seite und die repetitive Komponente von immer wiederkehrenden ähnlichen Berichten lässt bei Betrachterin und Betrachter eine gewisse Egalität, Abgestumpftheit und Entfernung gegenüber den auf uns einprasselnden medialen Bildern entstehen. Durch das Bannen dieser Sujets auf die Leinwand wurden diese entschleunigt und der eingehenden Rezeption wieder zugänglich gemacht.
Auch der aktuellen Werkgruppe „La magia di Cinecittá“ liegt die Beschäftigung mit Medien zu Grunde, aber diesmal mit medialen Quellen ganz anderer Art. Anton Petz, der seine Kindheit und Jugend in Graz verbrachte und nach seinem Studium in Wien nach Deutschland auszog, entdeckte nun durch den erneuten Wechsel seines Lebensmittelpunktes nach Italien das italienische Autorenkino der 50er und 60er Jahre für sich wieder. Diese Filme begeisterten ihn schon während seiner Zeit in Graz, als er sie in den 1970er Jahren im Rechbauer-Kino das erste Mal sah. Nicht nur die Filmstars interessierten den jungen Künstler, sondern vor allem auch Regisseure wie Fellini, Visconti und Pasolini mit ihren teilweise kritischen politischen Haltungen. Es waren junge Literaten und Journalisten, für die der Film ein weiteres und ergänzendes Medium des Ausdrucks war.
Bei der Wiederbeschäftigung mit diesen Filmen war es vor allem das kontroverse Bild der Frau, das Anton Petz besonders interessierte, und die Bildsequenzen und Kameraeinstellungen, die sich um diese Rollen bei den unterschiedlichen Regisseuren ergaben. Während die Bilder vergangener Werkgruppen sich oftmals im großen Format mit allen Varianten von Menschenmassen beschäftigten, sind bei den hier ausgestellten Arbeiten bis auf wenige Ausnahmen einzelne Frauen im Mittelpunkt. Keine Superheldinnen stehen hier im Zentrum, sondern naive, tragische, ambivalente und oft getriebene Charaktere. Petz nahm für ihn spannende ikonische Filmszenen und transferierte diese in Gemälde. In die Sprache seiner Malerei übersetzt, entstehen bildkräftige Werke von stolzen Heldinnen des Alltags. Die auf den ersten Blick lässig hingeworfenen, aber tatsächlich präzise gesetzten Farbflächen setzen die Figuren in den abstrahierter Hintergrund ihrer Szene. Wenige Striche fangen die charakteristischen Merkmale der bekannten Schauspielerinnen ein und lassen uns unter anderem Größen wie Claudia Cardinale, Anna Magnani, Monica Vitti und Sophia Loren erkennen.
Bei der Betrachtung der Frau als Hauptmotiv, vor allem auch unter Berücksichtigung des großen Gruppenbildes und seines Titels „L’Adorazione“ – die Anbetung – entstehen für das westliche Auge sofort Assoziationen zu klassischen Mariendarstellungen. Bei näherer Betrachtung fallen nicht nur die Ähnlichkeiten dazu auf, sondern vor allem auch die Unterschiede. Die dargestellten Frauen sind keine devoten, schicksalsergebenen Opfer, sondern bei aller Schwere ihrer Rollen stolze, elegante Erscheinungen, die, selbst wenn sie aus dem Bild schreiten, dies erhobenen Hauptes tun.
Anton Petz` Auseinandersetzung mit den „Heldinnen“ des italienischen Kinos der 50er und 60er manifestiert sich in dieser Ausstellung voller ikonisch-figurativer Arbeiten.
Seine farbgewaltigen Gemälde in Anlehnung an die szenischen Meisterwerke eines Antonioni, Fellini, Visconti oder Pasolini regen an, die Protagonistinnen als Akteurinnen der Bildwelten im eigenen Kopf zu sehen.
Manuela Schlossinger