AUSSTELLUNG: 15. September – 3. Oktober 2015
Die Kunst Josef Schwaigers spielt sich im Kontext der Malerei ab. Warum nicht einfach sagen, diese Kunst ist Malerei? Zu festgelegt und noch immer rückwärtsgewandt sind die Klischeebilder, die wir heute mit der Malerei in Verbindung bringen. So beginnt und endet sie auch heute noch – bis auf wenige Ausnahmen – als Farbe auf Bildträger und dann an der Wand. Ob abstrakt oder gegenständlich ist schon lange egal, weil es letztlich in der heutigen Kunst nicht um Repräsentation, sondern eher um Präsentation geht. Auch in Schwaigers Malerei ist die Funktion der Abbildung nicht mitbedacht. Die Malerei ist in dem Moment kein Instrument der Illustration, sondern stellt eine eigene Realität dar.
Das älteste und wohl prominenteste Bildmedium wird in diesem Zusammenhang in Bezug zu seiner tatsächlichen Existenz untersucht. Welche Prozesse, Materialbehandlung, Präsentationsformen, etc. sind damit verbunden? Der Malprozess, gleichsam als performativer, aber gleichzeitig auch als völlig pragmatischer Arbeitsvorgang, sind in Schwaigers Malereiansatz entscheidend. In dekonstruktiver Absicht analysiert er das Medium. Er geht dabei vom Material aus und endet beim körperlichen Einsatz des Künstlers bzw. beim Publikum. Das Publikum ist aufgefordert durch sein Verhalten am kreativen Akt teilzunehmen – es kann gar nicht anders.
Das Konzept, das Schwaiger anwendet, ist nachvollziehbar, hat bestimmte Regeln, eine Versuchsanordnung, birgt kein Geheimnis. Einer Gebrauchsanweisung gleich stellt der Künstler Aspekte der Farbphysik und der Verfahrensweisen zur Verfügung. Die abstrakten Bilder, wenn man davon überhaupt sprechen kann, sind letztlich Ergebnisse dieser Versuchsanordnungen.
Josef Schwaiger ist als Maler somit höchst aktuell und versucht, ohne das Medium zu verlassen, ihm neue Impulse zu geben. Der Kontext der Malerei ist in den letzten Jahrzehnten bedeutend grös- ser geworden. Unterschiedliche Entwicklungen im Bereich der Bildmedien einerseits und Schwerpunktsetzungen im Bereich der Kunst allgemein, wie das Forcieren des Performative, der Partizipation des Publikums, etc., haben auch in Bezug auf die Malerei Veränderungen und teilweise Paradigmenwechsel mit sich gebracht. In Josef Schwaigers Zugang zur Malerei wird dem in hohem Maße Rechnung getragen.
Günther Holler-Schuster