25. Februar – 23. März 2013
Spiegel und Teppiche haben neben ihrer Funktion als prunkvolle Ausstattung von Räumen, zahlreiche weitere Bedeutungen. Sie stehen selbst in engem Bezug zum Raum. Der Teppich ist letztlich eine Imagination von Raum – Gebetsraum, Lebensraum, Innenraum, Außenraum. Er stellt eine frühe Form der virtuellen Realität dar. Ebenso der Spiegel, als eines der frühesten Bilder, wie der Schatten nicht von Menschenhand gemacht, sondern bereits in der Natur vorhanden, gibt er seine Umgebung wieder und erzeugt so eine Art virtuelle Realität.
Hans Kupelwieser, dessen Werk grundsätzlich zwischen der realen Welt des Materials, der Skulptur und der illusionistischen Welt der Fotografie, des Bildes angesiedelt ist, versucht in dieser Ausstellung die antiken Teppiche und den Spiegel in der Fotografie zu verbinden. Die spiegelnden Skulpturen verzerren durch ihre unregelmäßigen Oberflächen die Umgebung und erzeugen dadurch neue verzerrte bzw. segmentierte Raumstrukturen. Man kann sagen, dass hier auf analoge Weise virtuelle Ebenen im realen Raum entstehen. Plötzlich hat man es neben der kunsthandwerklichen, der skulpturalen und der fotografischen Ebene, eminent mit Architekturfragen zu tun. Zugleich verdichten sich in Kupelwiesers Installation hier scheinbare Gegensätze wie Bild, Objekt, Kunsthandwerk und Architektur zu einer Einheit, die sich wiederum sowohl als Bild, als Skulptur aber auch als architektonisches Problem lesen ließe.
Die Installation von Hans Kupelwieser besteht aus zwei Skulpturen mit spiegelnden unregelmäßig zerknitterten Oberflächen, aus hochwertigen antiken Teppichen und aus Fotografien. Der Künstler interveniert hier, wie an anderen Orten zuvor schon, direkt in seine Umgebung und lässt diese gleichsam Teil seines künstlerischen Kalküls werden. Die Rezeption ist unterschiedlich vorstellbar. Es kommt auf den Standpunkt an – ist es Fotografie, Bildhauerei, Architektur, Installationskunst und ist das nicht auch mit der Vorstellung und der Funktion des Teppichs vereinbar. Ein höchst komplexes Gedankenspiel wird hier mit scheinbar einfachen Mitteln erzeugt – ein Labor der Wahrnehmung.
Günther Holler-Schuster