1 . 23. Juni 2012
Martin Roth – ein Steirer, der in New York lebt – beschäftigt sich in seiner Kunst mit scheinbar realen Dingen. Es sind Elemente aus der Natur, wie Wasser, Pflanzen, Töne, Lebewesen, die er installativ und bildlich umsetzt. Dabei geht der Künstler von einer vermittelten Naturwahrnehmung aus, die uns die Natur in ihrer artifiziellen Art erleben lässt. Nach Wildnis sich sehnend, will der Mensch mit der Natur doch etwas Nützliches erreichen. Aus der Natur soll gewonnen werden, was eine bestimmte menschliche Vorgabe erfüllt. Es geht dabei um Zurichtung der Natur im Dienste bestimmter Zwecke und Funktionen. In diesem Sinne ist bspw. jede Art von Technik, die auf die Natur angewandt wird, eine Technik der Naturbeherrschung.
In Martin Roths Umgang mit Elementen und Phänomenen der Natur, wird diese als ein Stück äußerer Welt präsentiert, das die innere Artikuliertheit von Werken der Kunst hat. Der sinnliche Zusammenhang des natürlichen Objekts oder der Szene wird zu einem Sinnzusammenhang neuer Art – zu einem bildsinnliches Zeichen im Stil der Kunst.
Martin Roth setzt den Galerieraum unter Wasser und lässt ihn von Fischen bewohnen, während der Galeriealltag weiterläuft, obwohl der Schreibtisch im Wasser steht – ein symbolhaftes Bild. Er lässt Gras auf Teppichen wachsen, als würde sich die Natur aus ihrer Gezähmtheit befreien und versuchen die be- mühte Kultiviertheit abzulegen. Was hier durchaus kritisch anmutet und auf den sorglosen Umgang mit unserer Umwelt hinweist, erreicht zugleich auch einen höchst poetischen, manchmal nahezu sehnsüchtigen Charakter
Günther Holler-Schuster