Ausstellung: 13. bis 31. Oktober 2015
Die dreidimensionale Realität und die zweidimensionale Darstellung sind die zentralen Problemfelder, die Fritz Panzer in seinen Werken diskutiert. Die Frage nach der Abbildhaftigkeit der Wirklichkeit schließt unmittelbar daran an. Gefundenes aus dem Alltag – einfachste Einrichtungsgegenstände wie Bett, Tisch und Sessel oder auch der Teppich – werden durch den künstlerischen Akt von dreidimensionalen Objekten zu fragilen Gebilden, deren schwarze Drahtkonturen wie Zeichnungen im Raum erscheinen. Die zahlreich abstehenden Drähte und der Charakter des Unfertigen beleben die Spuren aus der Welt der Dinge und verweisen auf die Fragilität der Realitätswahrnehmung. Die von Drahtkonturen begrenzten Körper erzeugen zwar Volumina, sind jedoch bis auf die Konturen transparent. Man sieht vom einen durch ins andere – bis möglicherweise der Eindruck der Zweidimensionalität eines Bildes entsteht. Tatsächlich sind auch Panzers Gemälde und Zeichnungen von dieser Mehrschichtigkeit geprägt, die oft Dreidimensionales suggeriert. Die Frage nach dem illusionierten und dem realen Raum stellt sich in diesem Moment. „Wenn der Blick auf nichts stößt, sieht er nichts, er sieht nur das, worauf er stößt: der Raum ist das, was den Blick aufhält, das worauf die Augen treffen: das Hindernis“ (Georges Perec).
Fritz Panzer zeigt in der Galerie Reinisch Contemporary neueste Arbeiten – Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen. Es ist die Welt der intimen Gegenstände, die im Zentrum der Überlegung stehen. Einfachste Dinge, die alle auch unmittelbar mit dem Körper in Verbindung bzw. Berührung stehen, bilden in dieser Ausstellung das Grundvokabular. Skizzenhaft in ihrer Detailerscheinung sind sie auch skizzenhaft in Bezug zu ihrem Umraum. Den versuchen sie zwar als Wohnraum zu definieren, was aber durch den fragmentarischen Charakter der Werke nicht in herkömmlicher Form gelingt. Vielmehr wird das ganze Geschehen zum Bild. Die Einzelteile verschieben sich ineinander, die Bildsujets finden sich vielfach auch in dreidimensionaler Ausformung im Raum und umgekehrt. Alles zusammen lässt erneut einen Raum entstehen, den man als erweiterten Bildraum betrachten kann.
Fritz Panzers Kunst kann somit nicht ausschließlich mit dem Gegenständlichen in Verbindung gebracht werden, ohne das Informelle der Malerei mit zu denken. Sie scheint der Moment zu sein, an dem sich alles zu konfigurieren beginnt – die Realität als Skizze.
Günther Holler-Schuster