FREITAG, 29. MAI 2015, 18.00 UHR
im SCHLOSS KALSDORF /ILZ
Route von Graz / Route von Wien
Es spricht Günther Holler-Schuster, der Künstler ist anwesend.
Eingesponnen in ein Netz von Beziehungen und Bedingtheiten existiert der Mensch. Unentrinnbar erscheint dieses Gewebe, das sich an manchen Stellen verdichtet, an anderen weitet und durchlässig ist. Hubert Schmalix scheint diesen oft rätselhaften Zusammenhängen des Zu- und Voneinander eine visuelle Gestalt zu geben. Im Dekor bzw. im Ornament sieht der Maler eine Metapher für die Existenz, für das vielfältige große Ganze. Das Bild allgemein ist eine Verdichtung von Ideen, Vorstellungen und Wahrnehmungen zum Zwecke einer Konstruktion bzw. einer Zurichtung dessen, was wir als Realität begreifen.
Wenn Hubert Schmalix in seinen neuesten Gemälden dem Teppich besondere Bedeutung verleiht, so wird klar, dass dieser für ihn metaphorisch ist. In den Mustern des Teppichs verdichtet sich letztlich Sein und Existenzauffassung. Reales wird dabei stilisiert, fassbar gemacht und dem optischen Genießen überlassen. Der Mensch – bei Schmalix meist in Form des weiblichen Aktes – entledigt sich in diesem System vollständig seiner Eigenschaften und tritt nackt und meist in sich ruhend oder sich selbst überlassen in einen Kosmos des Ornamentalen ein. Der archetypische Mensch in seiner Stilisierung als weiblicher Akt wird dabei selbst als formales Element wahrgenommen. Seine Positionierung innerhalb des Musters ist einerseits die des im Käfig existierenden Lebewesens, aber andererseits auch die des Paradiesbewohners. In dieser Dialektik scheint sich des Menschen Existenz abzuspielen.
In den neuen Landschaftsbildern von Hubert Schmalix radikalisiert sich die visuelle Sprache auf ähnliche Weise. Bildmuster bzw. visuelle Prägungen, denen wir durch die lange Geschichte des visuellen Wahrnehmens und dessen Konkretisierung in diversen Medien ausgeliefert sind, verdichten sich in fragwürdigen Idyllen. Schmalix bewegt sich damit durchaus in der Tradition des Cartoons (Disney), grenzt aber auch an romantische und öfter sogar an symbolistische (Roerich) Bildideen. Ein Klischee, wie man es aus der amerikanischen Rezeption der Alpen (The Sound of Music oder Heidi) kennt, tut sich hier auf. Hubert Schmalix als Neokalifornier mit zutiefst europäischen Wurzeln verdichtet in seinen neuesten Werken diese scheinbar weit auseinander liegenden Bildtraditionen.
Es ist eine einfache und lautlose Malerei, eine, die das Medium nicht quält, die eine Sinnlichkeit im Visuellen weiter und weiter zuspitzt und verdichtet.
Die Galerie Reinisch Contemporary zeigt mit „Turn Face Toward Me“ einige dieser neuen Gemälde von Hubert Schmalix. Allerdings geschieht dies nicht im üblichen Ausstellungsformat, sondern als Versuch einer installativen Umsetzung der Malerei. Der Zugang des Künstlers zum Dekor bzw. zum Ornament eröffnet die Möglichkeit zur weiteren Zuspitzung. Die Ruine des Schlosses Kalsdorf bietet ähnlich wie der Einsatz von Teppichen, eine zusätzliche Dimension und versucht die Malereiräume zu konkretisieren und damit erweitert wahrnehmbar zu machen. Die architektonische Großzügigkeit und die romatisch-symbolistische inhaltliche Festlegung durch die Ruine erlauben es die Bilder von Hubert Schmalix diesmal noch intensiver zu erleben. Die Installation ist nur einen Abend lang zu sehen – ein Trugbild, eine Vision, eine traumhafte Episode.
Günther Holler-Schuster