Information und jederzeit abrufbares Wissen prägen das Leben heute, in einer Informationsgesellschaft, die nicht nur aktuelle Ereignisse, sondern auch Wissen und Know-How vergangener Generationen und Epochen unkompliziert zugänglich macht. Für Künstlerinnen und Künstler, die sich als Resultat eines Jahrhunderts voller Grenzüberschreitungen und Paradigmenwechsel, der Präsenz der Medienkunst und der Rückkehr zur Leinwand, einer schier grenzenlosen Freiheit gegenübersehen, bedeutet das gleichsam Möglichkeit und Herausforderung. Im etwaigen Bewusstsein momentaner Entwicklungen und der Äußerungen vergangener Dekaden, entwickeln Künstlerinnen und Künstler ganz unterschiedliche Strategien zur Umsetzung ihrer Ideen.
Martin Kippenberger, Franz West und Erwin Wurm verließen bereits in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die tradierten Gehege der Kunstgeschichte, um mit subversiver Mehr- und Doppeldeutigkeit zu irritieren.
Herbert Brandl zelebriert den Akt des Schöpferischen im Ausbruch komprimierter Energie, in Form gestisch- explosiver Malerei. Zeit, Kontinuität und Präzision hingegen, in unzähligen Schichten, sind die Mittel, mit denen Irina und Marina Fabrizius das Licht einfangen. Zeit spielt bei der an einen Schaukasten erinnernden Arbeit von Edelgard Gerngross ebenso eine wichtige Rolle und führt als Ergebnis eines intensiven Arbeitsprozesses zu einem vielschichtigen, farbintensiven Weltenmodell.
Die Negation von körperlichen Schönheitsidealen in Werbung und Medien, anhand fototechnische Unkenntlichmachung, steht im Fokus der gezeigten Arbeiten von Eva Schlegel, während Christian Gasser durch das Einreißen klischeehafter Fassaden einen ungeschminkt realistischen Einblick in diese Thematik bietet. Eingeschweißt in starres Metall verwendete Othmar Krenn den eigenen Körper als Medium um das Verhältnis von gefundener (natürlicher) und geschaffener (kultureller) Form aufzuzeigen.
Die sensible Blumengrafik von Dirk Meinzer verwendet Beinenflügel als formgebendes Element, eine Verwendung von Naturmaterialien, die einfache Vollkommenheit ausstrahlt und doch dem Leben allen Sinn entzieht. Bei Martin Roth ist es die Natur selbst, die gestaltet. Als Initialzünder schafft der Künstler Situationen, in denen sich die verdrängte Natur in unvorhergesehn urbanen Räumen Platz erobert. Impulse aus der Realität verarbeitet Clemens Hollerer zu Objekten, die mit eigenem Maßstab den Raum durchmessen. Die Assoziation zu Elementen aus dem urbanen Raum wird noch durch den Kontrast von Perfektion in Oberfläche und Verarbeitung und teilweise abgesplitterten Enden verstärkt.
Ob sich neuer Medien bedienend, epochen-referentieller Seitenhiebe zitierend, oder die tradierten Gehege der Kunst verlassend, die gezeigten Arbeiten bieten einen exemplarischen Einblick in die vielfältigen Strategien und Herangehensweisen ausgewählter Künstlerinnen und Künstler aus Österreich und Deutschland.
Manuela Schlossinger